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Kulturen überbrücken (KUB I): Integration von Kindern mit Fluchterfahrungen in Kindertageseinrichtungen

Zielsetzung:

Allein im Jahr 2016 sind 105.000 Kinder unter 7 Jahren nach Deutschland eingewandert. Rund ein Viertel aller Neuzugewanderten leben in Nordrhein-Westfalen. Die Größenordnung der Neuzuwanderung im Altersbereich innerhalb eines so begrenzten Zeitraums stellt eine besondere Herausforderung für die frühkindliche Bildung und Betreuung dar. Deshalb fördert das Landesministerium für Kinder, Familie, Flucht und Integration seit Juli 2015 die ergänzende Einrichtung von Betreuungsgruppen, die speziell auf die pädagogische Arbeit mit neuzugewanderten Kindern mit Fluchterfahrungen im Kita- und Vorschulalter ausgerichtet sind. Diese Gruppen werden als Brückenprojektebezeichnet, da sie einen erfolgreichen Übergang der Kinder in das nordrhein-westfälische Bildungssystem unterstützen.

Gemeinsam mit der Universität Paderborn (Prof. Dr. Tim Albers) unterstützte und begleitete das Verbundprojekt “Kulturen Überbrücken” seit Ende die Brückenprojekte. Der Schwerpunkt des Bochumer Teams lag auf der Evaluation der Brückenprojekte und der Erforschung des psychischen Wohlbefindens der Kinder und der Fachkräfte.

Kinder mit Fluchterfahrung; Vor welchen Herausforderungen stehen Fachkräfte in Brückenprojekten?

Rund ein Viertel aller Flüchtlinge sind in NRW untergekommen. Das Land hat schnell darauf reagiert und sogenannte Brückenprojekte für junge Kinder, die noch nicht schulpflichtig sind, eingerichtet. Diese zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität aus und können beispielsweise direkt an den Flüchtlingsunterkünften angesiedelt sein. Nur eine Fachkraft, die die Kinder betreut, muss eine pädagogische Ausbildung haben, jedoch hat kaum jemand schon Vorerfahrungen mit der Betreuung von geflüchteten Kindern. Mit dem Ziel herauszufinden, vor welchen Herausforderungen die Fachkräfte und Betreuer*innen stehen, haben wir zunächst 28 halbstandardisierte Interviews durchgeführt und ausgewertet. Diese Auswertungen dienten der Auswahl der Fragen für einen Fragebogen, der von 96 weiteren Fachkräften aus Brückenprojekten ausgefüllt wurde. Der Fragebogen ergab, dass Fachkräfte Herausforderungen in vier Bereichen sehen:

  • Zwischenmenschliche Belastungen (Konflikte zwischen/mit Kindern und teils mit Eltern; Verhaltensprobleme der Kinder; eigene Belastung durch Fluchterfahrungen der Kinder)
  • Durchführbarkeit (wechselnde Teilnehmerzahl, unregelmäßiger Besuch, Anreise der Kinder)
  • Kulturelle und kommunikative Barrieren
  • Strukturelle Merkmale der Gruppen (Unterschiedliches Alter der Kinder, Finanzierung, Anzahl der Kinder, Ausstattung).


Referenzen:

 

Psychische Belastung von geflüchteten und neuzugewanderten Kindern

In einem nächsten Schritt haben wir die psychischen Belastungen geflüchteter Kinder untersucht, die unterschiedliche Brückenprojekte besuchten.

  • Die geflüchteten Kinder waren nach Einschätzung der Fachkräfte in den Brückenprojekten deutlich höher belastet als eine Vergleichsgruppe in den Bereichen aggressives Verhalten, Probleme mit Gleichaltrigen, und Aufmerksamkeitsprobleme.
  • Weiterhin zeigen geflüchtete Kinder aus Kriegsgebieten (z.B. Syrien, Afghanistan) ähnlich hohe psychische Belastungen wie geflüchtete Kinder aus Nicht-Kriegsgebieten (z. B. Marokko, Serbien). Dies deutet darauf hin, dass nicht nur die Erfahrungen vor der Flucht, sondern auch die Lebensumstände nach dem Ankommen in Deutschland zu erhöhter psychischer Belastung beitragen.

 

Referenzen:

  • Buchmüller, T., Lembcke, H., Ialuna, F., Busch, J., & Leyendecker, B. (2019). Mental health needs of refugee children in specialized early education and care programs in Germany. Journal of Immigrant and Minority Health. https://doi.org/10.1007/s10903-019-00896-4 
  • Buchmüller, T., Lembcke, H., Busch, J., Kumsta, R., & Leyendecker, B. (2018). Exploring mental health status and syndrome patterns among young refugee children in Germany. Frontiers in Psychiatry. 
    https://doi.org/10.3389/fpsyt.2018.00212  

 

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